
Seeleys darwinistische Bienenhaltung...
Seine 10 Vorschläge:
1. Standortangepasste Bienen
Dieser Vorschlag wird im Sinne einer Landrasse bereits großflächig umgesetzt.
Immer wieder andere Königinnen ausprobieren muss sich aus meiner Sicht nicht widersprechen. Wenn man berücksichtigt dass die sich daraus ergebenden Drohnen auch in den Genpool einmischen werden... Man braucht ja nicht jeden Schrott einzubauen und sollte auf die Herkunft achten.
2. Bienenstöcke weiträumig verteilen
Seeley empfiehlt einen Abstand von 25 Metern, um Verflug und damit Verteilung von Krankheiten und Milben zu reduzieren.
Ich würde behaupten, dass problemlos 2er-Gruppen aufgestellt werden können. Auch wenn Gerstung die einzelne Biene als dummes Wesen bezeichnet bin ich davon überzeugt, dass sie in einer Doppelaufstellung problemlos in den eigenen Kasten findet. Größere gleichmäßige Reihen stelle ich mir dabei schon kritischer vor (vgl. Bruder Adam).
3. Kleine Beuten nehmen
Weder in der b&n noch in der originalen Quelle (http://www.naturalbeekeepingtrust.org/d ... beekeeping) geht er dabei auf bestimmte Wertbereiche ein.
In seinem Buch "Bienendemokratie" zeigt er eine Tabelle die besagt, dass die Versuchsschwärme am liebsten Hohlräume mit einem Innenvolumen von 30 bis 60 Litern ausgesucht haben. Im Angebot waren 10 bis einige hundert Liter. Zum Vergleich: Eine Zanderzarge hat bereits ziemlich genau 40 Liter...
Die Völker in kleineren Beuten sollen weniger Probleme mir Parasiten haben, z.B. der Varroa. Anzeichen dafür meine ich sogar nachvollziehen zu können, zumindest hatte ich in zweiräumig Zander mehr Milbenfall als in einräumig. Wobei ich weder A/B-Vergleiche habe, noch Kontrollvölker, ist also nur ein Gefühl.
Wie wirkt sich hier das Schied aus? Ergibt das quasi eine kleinere Beute? Bezieht sich Seeley praktisch auf das "Wohnvolumen"? Oder wirklich auf das Innenraumvolumen?
4. Innenwände aufrauhen
Damit die Bienen die Innenwände mittels Propolis hygienisch machen. Das wird bestimmt lustig in Styroporbeuten

Ich bin da dieses Jahr an einen Schwarm geraten, der kleistert wie ein Weltmeister... Bin davon überzeugt, dass ich die Bienen darin irgendwann mit Maurerkellen erwische, wie sie fein säuberlich Innenwände einziehen oder kleine Balkone an die Beute bauen...
Aber im Grunde ist diese Forderung nachvollziehbar und logisch - auch wenn es zur Bearbeitung blöde ist...
5. Gute Isolation der Beute
Er führt dabei an, dass Völker in Beuten 4-7 fachem Wärmeverlust ausgesetzt sind, als Völker in Baumhöhlen.
Das ist mit Sicherheit stark standortabhängig. Avignon muss hier mit anderen Umständen arbeiten, als norwegische Kollegen.
Und eine kältebedingte Brutpause liefert wiederum andere Vorteile...
6. Völker höher stellen
Auch hier nennt er keine Werte, im Gegenteil, er empfiehlt hier dringend zu forschen.
Dem ganzen sind leider gewisse praktische Grenzen gesetzt. Um nochmal sein Buch zu zitieren mögen Bienen lieber 5 Meter Höhe als 1 Meter Höhe. Das kann man auch nachvollziehen, wenn man sich überlegt, wo die Baumhöhlen in der Natur zu finden waren. Aber mit Leiter oder Hubschrauber Honig zu ernten birgt wiederum Risiken bzw. Kosten...
Standimker mit Hanglage haben hier gewisse Möglichkeiten...
7. 10 bis 20% Drohnenwaben zulassen
Er weist dabei direkt auf die Varroaproblematik hin. Allerdings rechnet er einfach (und nachvollziehbar): Die gesündesten und stärksten Völker bringen die meisten Drohnen hervor. So setzen sich bei der Begattung statistisch eher Drohnen von gesunden Völkern durch. Das muss natürlich nicht heißen, dass damit auch die vom Menschen geforderten Eigenschaften gefördert werden...
8. Eingriffe minimieren
Ja klar. Ist denke ich nicht zu diskutieren. Eher die Aussage, dass eine Brutraumordnung nicht gestört werden soll. Das beißt sich mit dem Zwischenhängen von MW und anderen Maßnahmen, die verschiedentlich vorgeschlagen werden...
9. Wandern vermeiden
Damit sind wir bei der Unterscheidung zwischen Intensiv und Extensiv. Wird wohl jeder für sich beantworten müssen. Sicherlich ist es für manche Bienen ein Segen, in interessante Gebiete gefahren zu werden. Aber dann stehen sie vermutlich grundsätzlich in Gegenden, die einfach nicht wirklich geeignet sind, bzw. einfach nicht für Honigüberschussproduktion geeignet sind.
10. Unterlassen Sie die Behandlung gegen Varroa
Auch hier weiß er um die Gefahren! Er meint auch nicht, in blindem Gottvertrauen gar nichts zu machen, sondern gezielt zu beobachten, welche Populationen ohne auskommen. Völker die zu kippen drohen, müssen aus dieser Beobachtung aussortiert und behandelt werden.
Ist natürlich eine anspruchsvolle Aufgabe. Wer es methodisch draufhat und die Zeit dazu, kann sich dem Zählen bedienen a la Simon, Liebig,...
Wer ein wirklich extrem gut geschultes Auge hat kann das vll. mit einem Blick ins Volk und auf die Windel. Letzteres ist natürlich ein stets heißes Eisen, dass eventuell die eine oder andere Nacht Schlaf kostet...
Hobbyimker können mit diesen Vorschlägen sogar etwas anfangen, wenn sie nicht eh schon einiges davon umsetzen. Berufsimker haben hier bestimmt einige Interessenskonflikte...
Gruß, beeo