von Boettger » 5. August 2016, 00:08
Amüsant was ihr so alles über die Erlanger Beute zu berichten wisst.
Ich imkere an meinem Stand mit der Erlanger Beute. Die Betriebsweise von Karl Weiß kann man natürlich adaptieren (vermutlich funktioniert sie auch heute noch), man muss es aber nicht. Ich imkere mehr oder weniger nach Dr. Liebig, insbesondere was Absperrgitter, Wabenhygiene und Varroabehandlung anbelangt. Geht mit der Erlangener Beute wunderbar.
Die Kippbeschläge, den hinteren Verschluss und den Falz habe ich zu schätzen gelernt. Nicht etwa weil ich die Zargen in meinem Auto liegend transportiere (was für ein Quatsch) sondern weil man die Bienen ohne zusätzliche Sicherungsmaßnahmen (Spanngurte etc.) bedenkenlos transportieren kann. Das ist auch gerade bei Ablegern recht praktisch). Für die Kippkontrolle kann man den vorderen Beschlag nutzen (das mache ich meistens) und so mit einer Hand den BR sichern während man auf Weiselzellen prüft. Wer das nicht will, schiebt die Zarge - wie bei der Liebig-Beute auch -einfach weiter nach hinten und stellt ab. Arbeitet man zu zweit, lässt sich die Kippkontrolle mittels Beschlag auch mit ein oder zwei Honigräumen durchführen ohne die Honigräume eigens abnehmen zu müssen.
Ich mag den Falz in Kombination mit dem Kippbeschlag weil damit immer gesichert ist, dass die Zargen nach der Kontrolle wieder richtig und bienendicht aufeinandersitzen. Ich kenne das von anderen Beutensystemen her auch anders. Der Falz macht nur dem mehr Arbeit, der die Beuten selber bauen will.
Bewährt haben sich Falz und Beschläge auch beim Transport von geernteten Honigzargen oder auch beim Umtragen von Rähmchen aller Art (honigfeucht, Mittelwände, etc.). Boden drunter, Deckel drauf, die Verschlüsse zugedreht und schon hat man einen bienensicheren Transportbehälter - stapelbar, unverrutschbar und problemlos an den Griffen zu tragen.
Ach ja die Griffmulden... Ich komme damit prima zurecht. Ganze Zargen mit Honig oder Bienen zu tragen erfordert Kraft. Wer die nicht hat kommt mit Griffleisten auch nicht besser klar. Beim Selbstbau der Beuten sind Griffleisten besser als Griffmulden weil einfacher herzustellen.
Die Erlanger Beute wurde auch und vor allem als Wanderbeute konzipiert. Deshalb verstehe ich auch die hier geschilderten Probleme nicht. Man kann sie im Garten benutzen - man kann mit ihnen aber auch perfekt wandern gehen. Ursprünglich wurde dazu auch der hohe Erlanger Boden konzipiert. Diese diente als zusätzlicher Trommelraum für Wanderungen und als Hilfe zur Aufstellung am Wanderplatz (Bodenhöhe). Das ganze eben ohne "Spanngurtgemurkse".
Die kompletten Erlanger Beuten gibt es heute in verschiedenen modernen Formen. (Die Beute aus der Bauanleitung der LWG, die oben verlinkt ist, ist allerdings in Teilen veraltet und so heute kaum zu empfehlen). Ich habe meine Erlanger von Apisolar (nicht weit von Erlangen entfernt) und bin mit ihnen hochzufrieden.
Die Beute bietet Platz für 9 Rähmchen (Zander). Die Ohren sind etwas kürzer, die Rähmchen lassen sich aber gut greifen. Ich greife sowieso nicht nur an den Ohren sondern benutze immer auch die Hoffmann-Schenkel dazu. So ist der Griff für mich sicherer und auch weniger ermüdend. Ich kann da keinen Nachteil zu den langen Ohren erkennen.
Ob nun 9 Rähmchen oder 10 Rähmchen: Für das eine Volk wären 10 vielleicht "besser", für das andere sind 9 perfekt. Im nächsten Jahr sieht das vielleicht schon wieder ganz anders aus. Imkern kann man mit beiden Varianten. Ich war mit den Erträgen meiner Völker eigentlich immer zufrieden. Ableger auf einer Zarge kann man auch auf 9 Rähmchen gut überwintern, man muss den Futterstand im Frühjahr aber unbedingt im Auge behalten.
Ein möglicher Nachteil der Erlanger Bauweise ist der geringere Leerraum neben den Rähmchen. Bei mir sind das ca. 5 mm. Achtet man nicht sorgfältig darauf, dass man die Rähmchen immer ohne Abstand zueinander belässt, schrumpft dieser Abstand recht schnell auf 0 mm. Über den Winter quellen die Rähmchen etwas auf. Jeder Spalt wird verpropolisiert und so lässt sich speziell im Frühling bei den ersten Durchsichten das erste Rähmchen nur mit handwerklichem Geschick und einem guten Stockmeisel aus der Beute hebeln. Mit etwas Übung geht das aber und im Sommer ist das kein Problem mehr.
Beim Verstellen der Zargen erweist sich die Enge Bauweise vielleicht aber auch als Vorteil, weil die Rähmchen beim Transport nicht oder kaum verrutschen können.
Ich will eigentlich gar kein Plädoyer für die Erlanger Beute halten - soll doch jeder das nehmen was ihn oder sie glücklich macht! Aber ich kann (auch im Vergleich zur 10er Liebig-Beute) schon behaupten, dass man in der Erlanger Beute mindestens genauso gut, erfolgreich und modern imkern kann wie in anderen Magazinbeuten auch.
Gruß